Dienstag, 29. November 2011

Unterschiede zu Mensch und Maschine


Im Interview wird Jaron Lanier gefragt, ob er sich von einem „Information Overload“ fürchtet. Er empfindet diese Frage als interessant, wobei er diese aber aus einem anderen Blickwinkel beantwortet. Denn es gibt keine Informationsüberflutung. Denn sobald man mit Daten überflutet wird, kann nicht mehr bestimmt werden, was nun wirklich relevant ist und was nicht. 

Doch was ist eigentlich Information?
Informationen sind nicht für alle bestimmt, wenn sie aus einer Nachricht reflektiert werden. Sie müssen einen Nutzen für die betreffende Person haben  und sie zu einer bestimmten Handlung bewegen. Die Information ist relevant und wird in einen bestimmten Kontext eingebunden.
Als einfaches Beispiel, die Wettervorhersage im Radio. Die Nachricht lautet, dass mit Regen in der Nord-West Schweiz gerechnet werden muss. Wenn ich in dieser Gegend unterwegs bin, ist dies eine Information für mich. Denn ich muss mir überlegen, ob ich einen Schirm mitnehme wenn ich aus dem Haus gehe. Für Jemanden, der z.B. in der Ost-Schweiz zu Hause ist, ist die Wettervorhersage nur eine Nachricht, die ihn aber nicht weiter betrifft, weil bei ihm die Sonne scheint.

Die Suchmachschienen kennen keine Bedeutung zwischen den Bergriffen. Daher können sie die von uns gemachte Suchanfrage nicht mit einem Kontext in Verbindung bringen. Sie suchen die Internetwelt nach der algorithmischen Zeichenfolge des Begriffes ab, und liefern uns alle Daten, die das gesuchte Wort enthalten. Das ist die Datenüberflutung. Doch Informationen zu dem eigentlichen Problem, dass wir durch die Suchanfrage versuchen zu lösen, muss erst aus dieser Flut selektiert werden.
Ein Beispiel hierfür: Wenn ich den Begriff „Polo“ eingebe und dabei den Entdecker Marco Polo meine, weiss das die Suchmaschine nicht und liefert mir unter anderem auch noch Daten zu einem Sport zu Pferde oder einer Automarke.
Die Maschine übernimmt das Denken nicht für uns. Daher empfiehlt es sich, die Suchanfrage möglichst klar und verständlich zu stellen und sich dabei genau zu überlegen, was wirklich gesucht wird.

Lanier selbst ist diesbezüglich optimistisch gestimmt, weil er der Überzeugung ist, dass der Mensch in seiner Mentalität fähig ist, ein Suchergebnis zu bewerten. Je nach Kreativität, nimmt er sich auch mehr Zeit für das Überprüfen. Und da er eine eigene Einstellung zu einem Sachverhalt vertritt, kann er sich diesbezüglich auch kritisch dazu äussern, ob ihm das Ergebnis entspricht oder nicht.

 Wer glaubt, es gäbe keinen Unterschied zwischen Mensch und Maschine, ist auch der Überzeugung, dass es eines Tages möglich ist, die „analoge Natur“ des Menschen mit dem digitalen Code der Maschinen in Einklang zu bringen. Man könnte sich das so vorstelle, dass das Gehirn des Menschen direkt mit einem Computer vernetzt wird, und seine gesamten Handlungen nur noch auf digitaler Basis abläuft. Das Internet wäre dann eine Lebensform, in der man in Sekundenbruchteilen von A nach B flitzen könnte und ein unendlich weites Spektrum an Unterhaltung und Güter für einen offen stehen.

In seinem Buch „You are not a gadget“ verwirft Lanier diese Theorien. Dazu sagt er folgendes aus:  „What is a person? If I knew the answer so that, I might be able to program an artifical person in a computer. But I can‘t. Being a person is not a pat formula, but a quest, a mystery, a leap of faith.“  Damit möchte er wohl sagen, dass es kein Patentrezept für das Programmieren eines Menschen in den Computer gibt. Denn die individuellen Charaktereigenschaften, Ideen, Wünsche und Bestreben, die ein Mensch in sich trägt, lassen sich niemals in einem Computerprogramm erfassen.

Um über diese Theorie zu diskutieren, könnte dieser Blog ewig weiter geführt werden.  Ehrlich gesagt, bin ich froh, dass Lanier diesen Gedanken trägt, weil ich mir vorstellen könnte, dass die gesamte Welt, sowie wir sie geschafft haben, zerfallen würde. Vielleicht kehren die Verbleibenden, die sich nicht vernetzt haben, zurück zur Natur und bauen eine neue Zivilisation auf… Vielleicht sollten wir uns erst andere Gedanken um die Welt machen, bevor wir uns für immer in einem Netz verfangen.




1 Kommentar:

  1. Wobei die Zurückbleibenden wieder bei einem neuen Kulturverhalten angelangt wären...

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