Samstag, 26. November 2011

Schwarmintelligenz

Als thematisches Beispiel zur Netzkultur, wurde mir vom Dozenten, das bereits einmal in diesem Blog erwähnte Interview mit Jaron Lanier empfohlen. 
Jaron Lanier ist ein Visionär der „digitalen Realität“ und der ersten Avatar-Figuren. Der Mann ist sehr gebildet, weltoffen und geht verschiedenen Künsten wie Musik oder Malen nach. An einigen Universitäten in Amerika unterstützte er Forschungsprojekte im Zusammenhang mit dem Internet 2.0. In jenem Interview und in einem weiteren Artikel, den er bereits 2006 verfasst hatte, beschreibt er das Problem des Online-Kollektivismus und in wieweit dies uns Menschen in unserer Individualität beinträchtigen könnte.

Kollektivismus kann mit kleinen, fleissigen Tierchen in Verbindung gebracht werden. Oder besser gesagt, die Schwarmintelligenz bei Ameisen. Wir glauben immer, dass Ameisen sehr gut alleine zu Recht kommen können und somit sich bestens arrangieren. Doch das stimmt nicht wirklich, denn eine Ameise ist alleine überfordert und ist nur in einem Team stark. Die Arbeit im Kollektiv bringt sie zu ihrem Ziel. Eine andere Schwarmintelligenz ist auch bei Bienen zu beobachten. Diese Insekten sind bestrebt, immer die richtigen Entscheidungen zu treffen und die beste Lösung heraus zusuchen, die für alle stimmt und sie somit auch weiter bringt.

Dieses kollektive Denken ist auch im Netz anzutreffen, wobei nicht unbedingt gesagt werden kann, dass es zum Besten Aller ist.

Ein schönes Beispiel diesbezüglich ist Google. Nichts gegen Google, brauche ich praktisch jedesmal wenn ich meinen Browser starte. Jedoch habe auch ich mir angewöhnt, das erste Ergebnis, das Google mir liefert, als das anzusehen, das mir die wichtigsten Informationen liefert.  Aber weshalb wird gerade jener Link an erster Stelle aufgelistet? Dies geschieht durch eine algorithmische Berechnung, wobei eine Summe aus mehreren Faktoren wie, das anklicken jener Seite oder die Verlinkung auf sie, zusammen gerechnet wird. Je mehr Menschen also diesen Link anwählen, desto wichtiger muss er sein und erscheint deshalb zuoberst auf der Liste. Was aber nicht unbedingt heissen muss, dass dieser Link wirklich die Informationen liefert die ich benötige.

Wenn mir die Auskunft dient, die mir diese Seite geliefert hat, beschäftige ich mich nicht weiter mit dem Thema und gehe anderen Dingen nach. Somit gehe ich auch nicht mehr meinen eigenen Vorstellungen nach. Es scheint mir zu genügen, denn aus irgendeinem Grund, wird diese Seite ja als Erste angezeigt. Weil sie von anderen Menschen ebenfalls immer angewählt wird.

Dadurch sind grosse Organisationen wie Google und Wikipedia aufgestiegen, denn das Online- Kollektiv bringt diese Unternehmen voran. Das muss nicht unbedingt schlecht sein, doch wir stützen uns dann auf ihren Aussagen ab. In der heutigen Zeit, wo keiner mehr Verantwortung tragen will, verstecken wir uns zu oft hinter Wikiseiten, die wir als unfehlbares Grundprinzip erachten.
Diesbezüglich denke ich mir, dass Jaron Lanier es bevorzugen würden, wenn wir diese Angaben nicht alle als selbstverständlich nehmen und etwas, was uns vielleicht nicht 100% überzeugt, einmal hinterfragen.

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